Feuer ist heiß, Feuer erzeugt Rauch. Soweit, so gut und bekannt. Aber dass auch der Rauch ein enormes Hitzepotential von mehreren 100 Grad, insbesondere in geschlossenen Räumen, bietet ist dann schon weniger bekannt. Wir üben und trainieren viel, aber wie es sich anfühlt, eben jenen hunderten Grad Hitze ausgesetzt zu sein, lässt sich nur schwer im Übungsalltag simulieren. Da Wohnungs- und allgemein Brände in Innenräumen glücklicherweise seltener geworden sind, kann auch nicht jede Einsatzkraft auf entsprechende Erfahrung zurückgreifen, besonders unsere jüngeren Kameradinnen und Kameraden nicht. Manche Feuerwehren halten dazu eine Sauna vor. Diesen Vorteil haben wir nicht.
Um nun dieses Erfahrungsdefizit ein Stück weit zu reduzieren, haben einige unserer Mitglieder am vergangenen Donnerstag eine Realbrandausbildung besucht. Dabei wurden zwei Module abgearbeitet. Zum einen Rauchgasdurchzündung und Verbrennungsprozesse und zum anderen eine Wärmegewöhnungs- und Belastungsübung.
Nach einer kompakten theoretischen Einweisung und einem kleinen gemeinsamen Frühstück wurden wir eingekleidet und ausgerüstet. Das verwendete Material wurde, bis auf die Handschuhe und die Stiefel, größtenteils vom Trainingszentrum gestellt, da die Belastung und Abnutzung durch die Übung dieses enorm beansprucht und die vor Ort verfügbare Ausrüstung deutlich belastbarer war. Dabei zeigten sich deutliche Defizite bei den von uns verwendeten Handschuhen in Bezug auf Wärmeisolierung. Bei allen Teilnehmern waren diese das schwächste Glied und die Hitze schlug an den Händen als erstes durch. Im Einsatzfall würde dies einen sofortigen Rückzug nach sich ziehen, während die restlichen geliehenen Ausrüstungsteile einen deutlich längeren Einsatz ermöglicht hätten.
Im ersten Modul wurden verschiedene Prozesse eines Brandes durchlaufen. Diese waren ein Entstehungsbrand, eine Raumdurchzündung und eine druckgesteuerte Rauchgasdurchzündung. Die Teilnehmer saßen dabei leicht erhöht am Boden und konnten den Rauch, der durch ein Feuer in der Nachbarkammer erzeugt wurde, über sich beobachten. Mehrfach wurde der Bereich mit frischem Sauerstoff versorgt, so dass wir aus nächster Nähe den sogenannten Rollover beobachten und spüren konnten. Die hierbei erzeugten Temperaturen entsprachen dabei denen, wie sie bei einem tatsächlichen Zimmerbrand entstehen.
Im zweiten Modul durchliefen wir eine Belastungsübung, bei der drei Container vom selben Feuer verraucht wurden. Die Belastungsübung simuliert das Vorgehen in unbekannten Räumlichkeiten bei einem Feuer. Der Trupp, der hier den Brandherd oder vermisste Personen sucht, muss bei Null-sicht und hohen, durch das Feuer verursachten, Temperaturen um, über oder unter Einrichtungsgegenständen und eventuellen Trümmerteilen kriechen oder klettern. In den Containern herrschten dabei 90°C. Beim Wechsel von einem Container in den nächsten musste darüber hinaus die Brandkammer passiert werden, ein Raum, in dem die Temperaturen noch einmal deutlich höher waren.
Nach den Übungen waren alle sichtlich erschöpft, aber auch um einiges reicher an Erfahrung. Wir bedanken uns bei der Trainings- und Kompetenzzentrum NRW GmbH für das lehrreiche Training und hoffen, dass wir nicht zum letzten Mal dort sein durften. Die Durchführung eines solchen Trainings ist nämlich nicht selbstverständlich, da es sehr kostspielig ist. Weitere Module können jedoch sehr helfen, den Erfahrungsschatz noch weiter zu vergrößern. So gibt es zum Beispiel Szenarien, die sich mit Bränden in Tiefgaragen befassen, von denen es auch in Idstein zahlreiche gibt und die im Einsatzfall ein besonderes Gefahrenpotential für Einsatzkräfte bergen. Auch werden Module angeboten, in denen der tatsächliche Löschangriff über mehrere Etagen vom eigenen Löschfahrzeug aus durchgeführt wird. All das mit echtem feststoffbetriebenem Feuer und den entsprechenden Temperaturen sowie Rauch. Rahmenbedingungen, die sich so nicht im Übungsalltag simulieren lassen, aber im echten Einsatz Realität sind.